top of page

Düstere Gedanken

I

 

So stand er an der Säule gebunden, die Hände hinter seinem Rücken in Eisen gelegt. Die dunklen Schergen aus Rahal hatten ihn überrumpelt und dank ihrer Überzahl überwältigen können. Er hatte in Kauf genommen, dass ihn jene Schergen niedermetzeln würden, als er sich als Angehöriger des Regimentes vorgestellt hatte, doch war es gegen seine natürliche Handlungsmaxime in einer solchen Situation zu Lügen oder gar seine wahre Existenz zu verleugnen. Ärgerlicherweise hatte ihn diese Einstellung in seine jetzige Lage gebracht…
… Die Tentakel des schwarz gekleideten „Was-auch-immer“ windeten sich vor seinem Bart und aus irgendeinem widernatürlichen Grund verkohlten sie seinen Bart. Seinen Bart! Da half kein Winden und kein Wegdrehen, hier und da kräuselten sich die feinen Haare und der widerliche Gestank der verbrannten Haarpracht benebelte schier seine Sinne. Wut, unendliche Wut kam in ihm auf. Seine Gedanken glitten fort; fort an einen düsteren Ort…

Die Zeit schien still zu stehen, seine Nackenmuskeln spannten sich bis zum Bersten und dann ruckte sein Haupt voran. Seine Hauer; die Waffen seiner unendlichen Wut; bissen in den sich windenden Tentakel und gleich Widerhaken verhinderten sie jegliche Flucht. Sein Gesicht wurde von der ekelerregenden Flüssigkeit – dem Blut dieser unnatürlichen Kreatur – benetzt. Mit einem letzten festen Bissen trennte er jenem Absatz des Bösen von dem Stab und spuckte ihn dem Magier vor seine Füße. Dieser reagierte und kam wutentbrannt auf ihn zu, die Hand zum Schlag erhoben. Das war sein Moment! Er schnellte voran und mit der Kette seiner Handfessel umschlang er den Hals seines Widersachers, um ihn blitzschnell mit dem Rücken an sich zu pressen. Seine Armmuskeln spannten sich für einen kurzen Moment und der Halswirbel gab unter einem leisen berstenden Knacken nach. Er hielt jene Kreatur des Bösen weiterhin fest umschlungen, so dass die verzweifelten Hiebe seiner Helfer in seinen Körper fuhren, anstatt ihn ernsthaft zu verletzen. Es musste Fügung sein, einer der Schläge trennte die Kette entzwei und mit einem Ruck schmiss er den geschändeten Leichnam seinen Feinden entgegen, die ohne Zweifel erschrocken zurückwichen. Ein Augenblinzeln später hielt er den Hammer; jene gewaltige Mordmaschine aus puren Metall; in seinen Händen und ein Augenblinzeln später wurde die Stille von einem dumpfen Dröhnen vernichtend beendet. Als jener armselige Krieger auf seine Brust herabsah, musste er feststellen, dass diese auf kaum die Hälfte geschrumpft war und dort wo einst der metallene Harnisch seinen Brustkorb schütze befand sich nun der riesige Hammerkopf, der ohne Gnade mitsamt jenem in die Luft katapultiert wurde, um sich dann von seinem Opfer zu lösen, welches noch ehe es auf den Boden auftraf bereits vor seinen Herrn und Meister getreten war. Zwei Krieger blieben übrig. Jener eine hielt sich für den Moment zurück und der übrige stürmte auf ihn zu…
… der letzte Krieger zog seine überlange Waffe in einer schwungvollen Bewegung diagonal über die Rüstung von Bernard, so dass das die Luft von einem metallischen Kreischen erfüllt wurde, doch wie durch ein Wunder durchdrang sie nicht den schweren Harnisch. Der Hammer trag einen kurzen Moment senkrecht auf den Helm des Ritters, so dass durch die Schlitze der Visiere ihm das Blut entgegen spritzte, ehe der komplett plattgedrückt wurde, so dass am Ende dort wo der behelmte Kopf einst thronte nun lediglich eine undefinierbare Masse aus Gehirn, Blut, Knochen und Metall übrigblieb. Kein Schmerzensschrei. Einzig der nun vor ihm in die Knie gezwungene tote Ritter. Seine Feinde lagen übel zugerichtet um ihn herum und siegreich hob er den Hammer; jene blutdürstende Mordmaschine empor…


… die Qual endete, als die Mannen aus Rahal ihn mit angesengtem Bart und verlorenen Stolz angekettet zurückließen. Er konnte später von Glück reden, dass er sich aus jener misslichen Lage befreien konnte. Sein wütender Blick bestätigte sein geglaubtes Unheil. Der Bart war angesengt und in jener Form kaum mehr tragbar. Er musste ihn ordentlich kürzen und es würde lange, sehr lange dauern, bis er wieder auf jene stolze Pracht darstellte, die er einst war. Bis dieser Zustand erreicht ist, würde er wenn es sein musste Tag und Nacht seine Waffenhand schulen, so dass er jenem „Tentakelmagier“ jener Strafe zuführte die auf jenen Frevel stand…

bottom of page